Mein Sohn Andre´

 
Ich möchte hier ein paar Zeilen über meinen Sohn Andre´ schreiben.
Über seine Krankheit, die sein Leben von heut auf morgen veränderte und auch das unsere.

Andre´s Ersterkrankung war im Dezember ´99. Ein Hirntumor, Medulloblastom. Ein bösartiger Tumor im Kleinhirn. Genauer im Kleinhirn des vierten Ventrikel. Mein Junior war immer ein temperamentvoller, fröhlicher Junge. Als er dann im Dezember operiert wurde, hatte das starke Einflüsse auf seinen gesamten Körper genommen. Er konnte nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen, und seine Augen schielten. Was für ein Gefühl muss das sein, Dinge nicht mehr zu können, was vorher selbstverständlich war?! Auf zu wachen und nichts ist mehr so wie es einmal war. Danach folgte dann die Bestrahlung, erst der Rücken und später eine Aufsättigung am Kopf, wo der Tumor saß. Nach der Bestrahlung fuhren wir erst einmal zur Kur in den Schwarzwald. Andre´ bekam täglich KG und fing langsam an wieder zu sprechen. Nach drei Monaten, wie groß war meine Freude. Wir genossen erst mal die Ruhe. Ich denke auch für meine Tochter brach viel zusammen. Andre´s Krankheit bestimmte von nun an unser Leben. Und sie musste in vielen Dingen hinten an stehen. Musste wahrscheinlich viel herunter schlucken, auch wenn ich bemüht war, jedem gerecht zu werden. Nach dem Kuraufenthalt begann dann die Chemo. Er bekam Lomostin, Vincristin und Carbonplatin. Eigentlich hat er die Chemo gut weggesteckt. Andre´ hat sich aber auch nie irgendetwas anmerken lassen, hat nie geweint und auch nie über seine Krankheit sprechen wollen. Wenn man ihn fragte, wie es ihm geht , war seine Antwort immer nur `gut`. Ich habe mich oft gefragt, wo er diese Kraft hernahm. Auf seine Art trieb er Scherze mit den Schwestern und Ärzten. Die Chemo musste dann vorzeitig abgebrochen werden. Seine Thrombos erholten sich nicht mehr von allein. So bekam mein Junior nur sechs statt acht ChemoBlöcke. Einerseits waren wir froh und andererseits auch beunruhigt ob es irgendeine negative
Auswirkung geben könnte. Aber es war alles ok.
Nun sollte das normale Leben wieder beginnen. Aber das war gar nicht so einfach. Andre´ kam auf eine Körperbehindertenschule. Auch Sabrina musste vom Gymnasium auf die Realschule wechseln. Aber das war alles nicht so schlimm. Viel schlimmer war es eigentlich, das die Harmonie zu Hause nicht mehr stimmte.

 
Mein damaliger Mann hatte sich Sabrina gegenüber so verändert. Ich sage mal, sie war der Blitzableiter für alles. Ich möchte hier nicht näher auf Einzelheiten eingehen. Jedenfalls haben wir alle darunter gelitten.., am meisten aber wohl Andre´ ,weil er meinte, es läge alles an ihm, weil er krank geworden ist. Wie oft hat er sich für Sabrina eingesetzt. Ich zog meine Konsequenzen und trennte mich .Welch eine Ruhe war auf einmal zu Hause. So lebten wir drei seid 2002 allein, und ich muss sagen, diesen Schritt hab ich nie bereut. So schlimm Andre´s Krankheit damals war, so habe ich doch gelernt stark zu sein. Für meine Kinder. Wie ein Sprichwort so schön sagt: Aus dem Negativen das Positive sehen. Sabrina zog dann irgendwann in eine WG. Das war damals für Andre´ denke ich schwer. Ständig fragte er, wann denn Sabrina mal wieder vorbei käme. Aber auch daran gewöhnte
er sich. Ich hätte so gern gewusst, was alles in Andre´ vorging, aber das behielt er für sich. Er lebte halt sein Leben, so wie es war. In der Zwischenzeit hatte ich zwei Beziehungen, aber das hatte nicht geklappt. Ich wollte einen verlässlichen Partner für mich und meine Kinder. Aber nicht jeder kann mit solchen Bedingungen umgehen. Also hatte ich erst mal die Nase voll von Männern. Ich wollte Andre´ nicht mehr unnötig belasten. Tja, und dann hatte meine Freundin den Axel angesprochen. Aber ich wollte nicht so recht. Nicht wieder eine Enttäuschung hinnehmen müssen. Wenn ihr Axels Seite gelesen habt, wisst ihr ja Bescheid. Ich wollte Anfangs gar nicht, ich meine eine Beziehung. Aber er hat nicht locker gelassen, und das war auch gut. Ich bin so dankbar, das ich ihn habe. Andre´ und Sabrina kamen von Anfang an super mit ihm aus. Aber was das Wichtigste war, war, das er Andre´ wie einen normalen 14jährigen Jungen behandelte Ihn nicht in Watte packte, nur weil er Einschränkungen hatte. Ich glaube das war auch für Andre´ ein neues Lebensgefühl. Eine männliche Bezugsperson, die ihn nahm wie er ist. Schon bald waren die beiden starke Verbündete. Ich sage nur...,Männer unter sich. Axel bewegte etwas in Andre´ was ich in diesem Maße gar nicht mehr schaffte. Ich muss dazu sagen, das Andre´s Vater nicht sonderlich um die Kinder kümmerte. Ich denke beide waren sehr enttäuscht von ihm. Aber nun war ja Axel da. Junior hatte ihn mal gefragt, ob Er nicht sein Vater sein könnte. Ich denke, das sagt genug aus, oder?! Wir waren wieder eine glückliche Familie. Doch leider sollte bald ein böser Schatten über uns kommen.
 
 
Im Mai 2006 war Kontroll- MRT. Jedes Jahr, wenn dieser Termin bevorstand, kam die Nervosität wieder hoch. Aber es war ja immer alles in Ordnung.., bisher. Doch dieses Mal, nach 6 ½ Jahren war es nicht so. Man entdeckte einen Punkt, klein. Im Juli sollte eine Verlaufskontrolle gemacht werden. Und die Stelle war gewachsen. Nun wollte die Klinik mit Würzburg in Verbindung treten und beratschlagen was zu tun sei. Das ganze zog sich dann bis September hin. Als ich in der Klinik anrief und nachfragte( Andre´ hatte auch schon Kopfschmerzen), sagte man mir , das sie erst eine Lumbalpunktion machen wollten. Gesagt getan. Als wir danach nach Hause durften ging es ihm nicht gut. Er schlief nur. Ich dachte noch, das es wohl von der Punktion noch kam. Aber am nächsten Tag wurde es noch schlimmer. Er musste ständig erbrechen und war kaum ansprechbar. Wir fuhren in die Klinik, wo gleich ein Not- CT veranlasst wurde. Ich bekam ein riesigen Schreck, als ich das Ergebnis sah. Der Tumor war wahnsinnig gewachsen von Juli bis September. Damals hatte ich mal gesagt, ein zweites Mal würde ich das Ganze nicht durchstehen, aber das war ein Irrtum. Man kämpft noch mehr.
Ich weiss nicht mehr was mir alles durch den Kopf ging, ich weiss nur, das ich genauso funktionierte wie damals. Ich musste noch mehr für ihn da sein, diesmal mit Unterstützung von Axel. Wie muss es Andre´ ergangen sein...,alles fing wieder von vorne an. Nie hat er über seine Krankheit gesprochen und nun schüttet es also von Neuem auf ihn ein. Meine Angst war natürlich, was wird nach der OP wieder sein? Muss er wieder alles neu erlernen, was er sich in den letzten Jahren erarbeitet hat? Fragen Fragen. Aber letztendlich bleibt einem nur das Abwarten. Junior wurde am 11.September´06 in einer über 5stündigen OP operiert. Bangend saßen wir vor dem OP. Die Stunden schienen endlos.
Dann war es endlich soweit...,wir durften zu Junior. Er schlief noch als wir reinkamen. Dann öffnete er die Augen und Tränen rannen ihm übers Gesicht. Er hatte noch den Beatmungsschlauch drin. Sofort umarmte ich ihn sanft um ihn zu trösten und ihm zu sagen das der Schlauch bald raus käme. Wie erleichtert war ich, als der Schlauch raus kam und Andre´ sprechen konnte. Er schien keinerlei weitere Einschränkungen zu haben .Ich denke, diesbezüglich war auch Andre´ erleichtert, auch wenn er es nicht ausgesprochen hat.
Am nächsten Tag durfte Junior schon wieder von der Intensivstation runter in unser Krankenhaus auf die K5. Das war für mein Sohnemann eine Erleichterung, da er die Intensivstationen hasste. Und auf der K5 fühlte er sich wohl, waren dort doch all die bekannten Gesichter. Eines muss ich immer wieder stark betonen...,das was die Schwestern und Ärzte dort leisten, wie bemüht sie sind den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, verdient größte Hochachtung. Andre´ hatte einmal sogar gesagt, das er es sich durchaus vorstellen könne, auf der K5 zu wohnen. Natürlich ohne Behandlungen. Ich denke, das sagt viel über die Station aus. Auch wir fühlten uns dort sehr wohl. Andre´ erholte sich erstaunlich schnell von der schweren OP. Dieses Mal saß der Tumor im Übrigen an der rechten Seite. Es war eine riesige Narbe. Ich erschrak am Anfang, hatte ich sie mir doch nicht so groß vorgestellt.
 
























Es sah bald wie ein Hufeisen aus. Aber das ist wohl das kleinste Übel, ist es doch das wichtigste die Krankheit zu bekämpfen. es gab ein Kontroll- MRT. Leider hatte sich an der OP-Stelle ein Hämatom gebildet, so dass Andre erneut operiert werden musste nach 2 Wochen. Die Narbe wurde erneut geöffnet. Dabei war die Narbe schon so gut am verheilen gewesen. Aber was solls, Andre´ machte auch das wieder mit. Als wir ihn mit in den OP begleiten durften, machte er sogar noch seine Scherze. So wollte er unbedingt eine OP-Haube und einen Mundschutz haben. Und als er dann in den OP geschoben wurde, zeigte er uns noch den Pistolenfinger und machte das passende Geräusch dazu. Axel und ich waren echt erstaunt über seinen Humor und das kurz vor der schweren OP. Ja, mein Spatz war wirklich bewundernswert. Auch diese OP steckte Junior wieder gut weg. Und alle waren verwundert über diesen Kampfgeist. Vor allem sah man Andre´ nie in irgendeiner Weise deprimiert. Ich meine all diese Strapazen über sich ergehen lassen müssen und trotz allem seinen Humor nicht verlieren. Es war wirklich erstaunlich. Am 4.Oktober begann dann die Chemo. Andre´ bekam eine 96 Stunden Chemo. Das Ganze sollten 4 Blöcke werden. Die Chemo bestand aus Etoposid und Carbonplatin. Am Anfang reagierte Junior auf das Carbonplatin, Aber im Grossen und Ganzen vertrug er alles recht gut. Mein Gott.., ich hätte im geringsten nie dran gedacht, das alles so kommt , wie es gekommen ist.Hat er doch immer so tapfer durchgehalten und gekämpft. Nun denn, der 2. Block folgte am 21.Oktober´06.Mit Carbonplatin wurde wieder angefangen und er reagierte wieder mit frieren und zittern. Das sind halt einige Nebenwirkungen der Chemo. Wie hatte Junior immer gesagt...-da muss ich durch, jammern nützt nichts-...und so zog er wieder sein Ding durch. Verlor nicht seinen Humor und verteilte Spitznamen oder handelte mit Schwestern und Ärzte ´Deals´ aus. Für´s spritzen wollte er als Gegenleistung Verbandszeug oder Kleberollen und dergleichen haben. Ja...,so war er. Pfleger Tom brachte er sogar dazu Yu-Gi-Oh zu lernen. Das war Andre´s Lieblingsbeschäftigung. Alles drehte sich für ihn um Yu-Gi-Oh.
Die Zeit verging und Weihnachten rückte immer näher. Wir freuten uns schon, waren wir doch zu dieser Zeit zu Hause und nicht im KH. Ach...,erwähnte ich schon das mein Töchterchen schwanger war? Junior freute sich schon drauf, Onkel zu werden.
Aber es kam noch eine Riesenüberraschung auf uns zu, ganz besonders für Andre´. Meine Freundin Susi hatte uns die letzen Jahre immer wieder bei Fränkis Weihnachtswunsch von FFN vorgeschlagen und so auch in diesem Jahr. Was soll ich sagen...,wir waren dieses Mal dabei! Freitag morgen rief mich FränkiFränklin von FFN an, ich war völlig aus´m Häuschen, völlig hibbelig. Passieren solche Dinge doch nur anderen und nicht einem selbst. Ich erzählte einwenig von unserer Geschichte und dann wollte Fränki noch mit Junior sprechen. Andre´ liefen vor Freude die Tränen, wurde ihm doch sein sehnlichster Wunsch, ins LEGOLAND fahren zu dürfen erfüllt. Das Ganze auch mit seiner Schwester. Wir waren überwältigt. Dafür danke ich Susi heute noch!!




























Da sich terminlich schwer was einrichten ließ bezüglich LEGOLAND überwies uns FFN dann das Geld, damit wir selbst entscheiden konnten, wann wir fahren. Schließlich sollte es ja Andre´ gut gehen und alles überstanden sein dann. Das war für uns dann auch der Vorteil, das wir alle.., Sabrina, Markus mit dem Baby, Axel Andre´ und ich.., zusammen fahren konnten. Bei Andre´ sollte nämlich noch eine Stammzellentherapie gemacht werden, um dem Ganzen noch einen drauf zu setzen.., sprich die Heilungschancen zu verbessern. Das Weihnachtsfest verlief gemütlich und harmonisch mit Andre´s Schwester und Freund zusammen. Über Silvester waren wir dann wieder im KH zur Chemo. Aber wir waren nicht traurig dort sein zu müssen, ermöglichte uns doch die K5 das wir alle dort schlafen konnten. Sabrina kam auch noch vorbei. Und so wurde es trotz Chemo und KH ein gemütlicher Abend.

Die Stammzellensammlung stand bevor. Am 07. 02.07 wurde Andre´ ein Katheter in die Leiste gelegt und einen Tag später war die Sammlung. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte dort knapp 6 Stunden liegen und abzapfen lassen müssen...,Tortour!! Junior aber hielt durch, wir alberten sogar mächtig rum. Was lässt man sich nicht alles einfallen um abzulenken. Dies gelang auch Axel immer besonders gut. Die Ärztin lobte Junior damals, das er ohne murren so durchgehalten hatte. Auch dieses war geschafft. Ich sagte ja bereits, Junior war ein Kämpfer. Der nächste Chemoblock war dann am 14.02 . wieder so weit. Bis jetzt schien alles gut zu laufen...,Gott sei Dank! Ich war Andre´ so dankbar, das er es einem so ´einfach machte durchzuhalten. Man dachte immer und die ganze Zeit "ER SCHAFFT ES AUCH DIESES MAL WIEDER". Er zeigt der Krankheit, wer stärker ist. Am 27.02. erblickte meine Enkelin, und Andre´s kleine Nichte das Licht der Welt. Franziska. Sie kam ein paar Wochen zu früh. Heute denke ich manches Mal, das es vielleicht so sein sollte, damit Junior wenigstens noch mal seine Nichte
kennen lernte, wer weiß?! Ich weiß noch, als er die Kleine das erste Mal auf der Intensiv sah..., ihm standen die Tränen in den Augen, so gerührt war er. Ja. sensibel war Andre´auch. Natürlich wollte er es sich nicht anmerken lassen und überspielte es. Auf jeden Fall war er sehr stolzer Onkel. Dann, am 06. 03 war MRT- Kontrolle. Keine gute Nachricht! Trotz Chemo waren wieder neue Tumore gewachsen.. Es riss mir den Boden unter den Füssen weg. Man wollte Andre´ eine andere Chemo verabreichen...,TEMODAL. Sie sollte zumindest versuchen zu verhindern, das die Tumore weiter wachsen. Als ich Andre´ davon erzählte ist er nicht weiter drauf eingegangen und meinte nur: Aha, ist gut. Lass mich jetzt weiter Yu-Ghi-Oh spielen. das war´s, mehr nicht. Und er ließ sich wieder nicht anmerken was in ihm vorging. Er blieb wie immer. Somit war nun seine Stammzellensammlung umsonst gewesen.
























Etwas später musste Andre´ im Krankenhaus bleiben, da seine Entzündungswerte sehr hoch waren. Wir waren mittlerweile fast 2 Wochen dort. Die Ärzte und das Personal wollten Junior eine Freude machen und entließen uns einen Nachmittag nach Hause, damit er auch mal wieder zu seinem Hund Lucky konnte. Die Freude war natürlich groß. Doch die Freude währte nicht lang, denn Andre´ bekam plötzlich einen Krampf. Ich hätte es noch nicht mal als einen solchen gesehen, da er nicht krampfte wie man sich das so vorstellte. Nun wurde Andre´ auch noch auf Trileptal eingestellt, um weitere Krämpfe zu verhindern. Was kann ein Körper alles aushalten.., es ist der pure Wahnsinn. Aber auch dies nahm er wieder hin. Endlich durften wir wieder nach Hause. Als erstes wollte Andre´ in die Stadt einkaufen. Yu-ghi-OH- Karten natürlich, was sonst. Happy kam er wieder nach Hause mit zwei neuen Decks. Als ich ihn fragte, ob das nicht langsam überhand nimmt mit seinen Karten, meinte er nur, das ja ein Deck für Sabrina zum Geburtstag war. Nun muss ich dazu sagen, das Sabrina erst im Juli Geburtstag hat. Er packte das Deck ein und verstaute es im Schrank. Er meinte noch, was ich habe das habe ich. Als ob er schon längst vor uns ahnte, was passieren würde. Denn es waren einige Dinge die darauf hindeuteten, die man aber erst im Nachhinein sah. Mitte März bekam Andre´ mit einem Mal eine dicke Lippe, was sich dann auf die gesamte rechte Gesichtshälfte ausbreitete. Sofort wurde alles untersucht und man stellte fest, das Andre´s Schneidezähne entzündet waren. Nun wollte man eine Wurzelresektion machen, unter Vollnarkose. Ich hätte es ihm am liebsten erspart, aber die Ärzte meinten, es müsse sein, da sonst weitere Komplikationen auftreten können, da er sich ja in der Chemo befand. Andre´ hatte keine Angst, auch da musste er halt durch, wie er so schön sagte. Also folgte die Zahn- OP am 23.03.07.Etwas über 2 Stunden zog sich das Ganze hin. Danach waren wir wieder auf der K5.Aber Andre´ ging es nach dieser Narkose nicht gut. Bisher hatte er damit nie Probleme gehabt. Er musste ständig erbrechen. Am Abend sollte er dann sein Trileptal einnehmen, aber da er immer wieder erbrach und die Tabletten nicht drin blieben, bekam Andre´ Luminal gespritzt. Er dämmerte schon während des spritzens ein. Am nächsten Morgen wurde Andre´ nicht richtig wach, er wollte, aber es ging nicht. Pfleger Tom holte einen Arzt und dieser veranlasste ein Not- CT. Andre´ hatte Hirndruck. Sofort kam er auf die Intensivstation. Er bekam Mannit und all das Zeug, was den Druck verringern sollte. Schon da bereiteten uns die Ärzte auf das Schlimmste vor. Ich konnte es nicht verstehen. Warum auf einmal?? Sollte diese blöde Zahn- OP Schuld sein? Andre´ spürte gar nichts, er war tief weggesackt. Man legte ihm sogar einen Arterien- Katheter ohne Betäubung. Mit den Nerven am Ende fuhren wir zur K5.Dort angekommen erzählte uns Schwester Kerstin, das Andre´ aufgewacht ist. Wir konnten es kaum glauben. Mein Sohn, dieser Kämpfer! Er zeigte wieder seinen Lebenswillen. Alle waren erleichtert,. Ich glaube selbst die Ärzte waren erstaunt über soviel Kampfgeist. Nach ein paar Tagen durfte Junior wieder auf die K5. Unser Doc meinte, wir sollten ruhig unsere LEGOLAND- Reise buchen, so schnell als möglich. Das taten wir dann auch. Andre´ erholte sich langsam wieder. Aber so ganz der Alte war er nicht mehr. Sein linker Arm und sein linkes Auge waren in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch das ignorierte Junior. Er ließ sich nichts anmerken. Ich denke, das er das mir zu Liebe tat, damit ich mir nicht noch mehr Sorgen machte.













Wir buchten die Reise vom14. -21. 04.Wir freuten uns alle. Tja, aber es sollte nicht zur Reise kommen, dafür sorgte diese verdammte Krankheit. Am 12.04. bekam Andre´ starke Kopfschmerzen. er weinte. Und das hatte bei Junior wirklich was zu heißen! Wir fuhren schnell ins KH. Wieder wurde ein Not- CT gemacht. und wieder hatte Andre´ Hirndruck und die Tumore waren weiter gewachsen. Sein Zustand verschlechterte sich dramatisch. Nach langem hin und her beschloss man, junior noch mal zu operieren und den größten Teil der Tumore, soweit möglich, zu entfernen. Ich weiß nicht, was einem alles durch den Kopf geht, ich weiß nur, das ich gehofft hatte das meine Junior durchhalten möge. Andre´ wurde also ein drittes Mal operiert. Als er nach der Narkose aufwachte war sein erstes Wort: HUNGER!!! Das war mein Junior. Wir haben uns so gefreut. Am nächsten Tag durfte er schon wieder auf die K5, für Junior eine Erleichterung. Ich weiß noch, wie Tom rein kam und ihn fragte wie es ihm ginge. Und was antwortete Andre´ natürlich? Gut. Alles sah gut aus. Doch dann am Sonntag bekam Andre´ Kopfschmerzen. Diese wurden von mal zumal stärker. Er bekam stärkere Schmerzmittel, so z. B. Tramal. Es tut so weh, seinem Kind nicht helfen zu können, er alles allein durchstehen zu müssen, diese Schmerzen. Selbst das Tramal half dann schon nicht mehr und so bekam Andre´ dann Morphin. Dadurch schlief er die letzten Tage nur noch. Manches Mal saß ich vor Andre´s Bett und sagte zu ihm, das er das machen sollte, was er für richtig hielt. Er sollte an sich denken, was für ihn das Beste war. Und der Tag kam dann am 24.04. Ich weiss noch als die Chef-Visite da war und gesagt wurde, das sie das Morphin austauschen wollten, um Andre´ wach zu bekommen. Da hat Junior wohl gedacht, nein Leute, es reicht. Ich weiss noch wie ich zu Junior an diesem Morgen sagte, das er doch wenigstens einmal die Augen öffnen solle, damit ich sehe das er noch da ist. Das tat er dann auch, in dem Moment als er sich verabschiedete. Er guckte mich die ganze Zeit an...,bis er dann endgültig einschlief und die Augen für immer schloss. Ich bin so dankbar, das ich die ganze Zeit bei ihm sein konnte.

Ja, mein Junior war ein Kämpfer, und seiner Stärke habe ich es zu verdanken, nicht abzustürzen, denn das letzte für Junior wäre, aufzugeben.., sich aufzugeben. Dieses Vermissen wird immer da sein und bleiben, genau wie all die Erinnerungen die wir an Junior haben. Ganz besonders seine Stärke und Kraft, sein Feingefühl anderen gegenüber und sein Humor, den er nie verloren hat.
Kinder sind das Wertvollste was man haben kann und deswegen sollte man jeden
Tag mit ihnen genießen den man hat.....